Trofaiach: die Belebung der Ortsmitte

Trofaiach kämpfte wie so viele Industrieregionen gegen Abwanderung und einen verödeten Ortskern. Unter Beteiligung engagierter Bürger:innen, mithilfe eines Innenstadtkümmerers und durch mutige Entscheidungen gelang es der Stadtgemeinde, ihre Mitte wieder mit Leben zu füllen.

Gestaltung der Begegnungszone Trofaiach nach der Planung von Stingl-Enge Architekten.

Eine Kombination aus verändertem Mobilitätsverhalten, Abwanderung und städtebaulichen Entscheidungen führte in Trofaiach ab den 1970er-Jahren zum Donut-Effekt: Die Funktionen der täglichen Versorgung verlagerten sich sukzessive von der Hauptstraße an die Peripherie. In Folge prägten 2015 beinahe 40 leerstehende Geschäftslokale die einst belebte Innenstadt.

An die 1.000 Bürger:innen folgten 2015 der Einladung, sich in einer nonconform ideenwerkstatt zur Zukunft ihrer Innenstadt einzubringen. Schnell wurde klar: Viele kleine Maßnahmen müssen einem gemeinsamen Ziel folgen.
Gemeinsam entstand eine neue Haltung: Die Zukunft liegt nicht nur im Handel, sondern verschiedene kleinteilige Nutzungen müssen den neuen Mix für die Belebung der Innenstadt ausmachen. Das gelingt nur, wenn sich engagierte Menschen langfristig einbringen – 80 Personen formierten sich zu Arbeitsgruppen. 
Das große Ganze verarbeitete nonconform zu einem Masterplan. Der öffentliche Raum wird darin zum roten Faden, der sich durch Trofaiach zieht. Ein Busbahnhof machte aus einer brachliegenden Fläche einen neuen Mobilitätsknoten. Der öffentliche Verkehr wurde so zum maßgeblichen Werkzeug für die Innenstadt-Entwicklung.

Um das umfangreiche Maßnahmenbündel langfristig nicht aus den Augen zu verlieren und die im Masterplan vorgesehenen Projekte bedarfsorientiert umzusetzen, riet nonconform der Gemeinde, einen Zentrumskümmerer einzusetzen.

Erich Biberich nahm diese Position ein und wuchs nach und nach in eine Rolle mit viel Entscheidungskompetenz an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Öffentlichkeit hinein. Um das große Ganze im Auge zu behalten, ergänzt nonconform den regelmäßigen Austausch in der Gemeinde durch Coaching mit Außenblick.

Die Stadtgemeinde erkannte, dass die Einbindung der Bevölkerung maßgeblich für tragfähige Entscheidungen ist. Zum Umgang mit einer brachliegenden Bahntrasse fand ein weiterer Bürgerbeteiligungsprozess statt. In eigenen Workshop-Formaten wurde auch mit Immobilien-Eigentümer:innen gearbeitet, um neue Nutzungskonzepte zu entwickeln.

„Es ist sehr viel passiert, viele kleine und größere Schritte sind gemacht – es ist aber auch noch viel zu tun. So eine Geschichte ist ein langer Weg, wir sind aber wild entschlossen, ihn zu Ende zu gehen, auch wenn es ab und zu steinig sein wird!“

Mario Abl, Bürgermeister

Gestaltung der Begegnungszone Trofaiach nach der Planung von Stingl-Enge Architekten.

Nach sechs Jahren kann ein positives Resümee gezogen werden: Mehr als die Hälfte der Leerstände konnte gefüllt werden, die Musikschule wurde zum wichtigen Frequenzbringer in der Innenstadt, die Hauptstraße zur Begegnungszone und der Mobilitätsknoten zum Tor in die Region.

Erich Biberich begleitete die Sanierung von 40 Gebäuden und empfängt wöchentlich Vertreter:innen anderer Gemeinden. Trofaiach wurde zum vielfach ausgezeichneten, national und international wirksamen Vorbild für Kommunen, die sich der Innenentwicklung verschrieben haben.

Fact Sheet: Trofaiach: die Belebung der Ortsmitte

Auftraggeber

Stadtgemeinde Trofaiach

Fördergeber

Land Steiermark, LEADER, Regionalmanagement Obersteiermark Ost, Bundeskanzleramt, Städtebund

Auftragsumfang

Siedlungsmorphologische Analyse, Öffentlichkeitsbeteiligung, Stakeholder-Beteiligung, Masterplan, Nutzungskonzept, weiterführende Prozessbegleitung, Konzeption und Durchführung einer Konferenz

Fotocredits

Freisinger, Stadtgemeinde Trofaiach

Größenordnung

ca. 11.000 Einwohner:innen

Zeitraum

Seit 2015

Beteiligte

Vertreter:innen der Gemeinde, Bürger:innen, Immobilieneigentümer:innen, Projektentwickler, Architekt:innen

Team

Stefan Spindler (PL), Roland Gruber (PL)

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